Bettina Frenzel



the secret bubble:eine verschwörung

von Barbi Markovic I Thomas Arzt I Mario Wurmitzer
Eine Produktion von Nestbeschmutzer & Innen in Kooperation mit WERK X-Petersplatz
Uraufführung, Premiere: 07.12.2022
Inszenierung: Susanne Draxler

Die Autor:innen Barbi Marković, Thomas Arzt und Mario Wurmitzer machen sich gemeinsam einsam auf, jede:r für sich und alle zusammen, ein Stück zu verfassen, zu einer Einheit gefasst von der Regisseurin Susanne Draxler.

Ausgangspunkt für den multimedialen Theaterabend in drei Episoden ist die Information „Der erste Wiener Gemeindebezirk wird verkauft“. Dahinter steckt ein chinesisches Frauennetzwerk, das die Entwicklung der künstlichen Gebärmutter finanziert haben soll. Die Forschung steht vor dem Abschluss und die Gebärmutter geht in Produktion. Unter dem Vorwand, „die Innere Stadt in einen Vergnügungspark für weibliches Publikum umzugestalten“, wird ein geheimes Ausbildungszentrum eingerichtet. Entbunden von Schwangerschaft und Geburt, werden Frauen auf die Übernahme aller globalen Machtpositionen vorbereitet. Diese nicht verifizierbare Information verbreitet sich innerhalb kürzester Zeit in den sozialen Netzwerken und triggert eine nicht mehr kontrollierbare Massenpanik an.

Diese wird aufgegriffen von selbsternannten Expert:innen des Alternativsenders  Freigeist TV“,  von Karin, Manfred und Heinz, deren Dialog sich zwischen privater Sehnsucht und politischer Verzweiflung bewegt und von einem Mann, der einen Thread über den „Frauenpark im ersten Bezirk“ startet. Er erfindet  die Geschichte und fängt sofort an, selbst dran zu glauben, denn im Forum ist die Hölle los. Das Feedback ist enorm.

Mit: Maria Fliri I Peter Bocek I Nikolaus Firmkranz
Musik: Electric Indigo
Ausstattung: Elisabeth Gressel
Videoinstallation: Dirk Pfeifer
Produktionsleitung: Stefanie Freiler
Hospitanz: Julia Schmid I Linus Ywain Brandstätter

Wir danken: Der Kulturabteilung der Stadt Wien und dem Bundesministerium Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport

Mission Statement:
Die Idee zu diesem Theaterprojekt entstand im tiefsten Coronaverschwörungdschungel. „QAnon“, „Pizzagate“ und „Bill Gates Mikrochip“ waren dank Social Media am Zenit ihres Verbreitungspotenzials.

Aus dem Nichts meldeten sich plötzlich selbsternannte „Expert:innen“ zu Wort, jeden Samstag marschierten Menschen, die gegen das  Diktat der Coronamaßnahmen“ protestierten, im Einklang mit rechtsextremen und radikalen Gruppierungen, auf politischer Ebene wurden von unserer Rechtspartei unwissenschaftliche Thesen vertreten, die große Verunsicherung ausgelöst haben, und eine Gruppe von Verschwörungstheoretiker:innen schaffte es beinahe, das Ergebnis der Präsidentschaftswahl 2020 in den USA zu kippen.

Einerseits ist da die Faszination was alles an Wahnsinnigkeiten in die Mitte der Gesellschaft einzudringen vermag, andererseits erinnert es schmerzlich daran, dass Verschwörungstheorien die größten Verbrechen an der Menschheit ausgelöst haben. Von Hexenverbrennungen bis zur Judenverfolgung die im Holocaust ihren Höhepunkt gefunden hat.

Die diversen persönlichen Erfahrungen im engen Familien und Freundeskreis veranlassten uns, das Thema zu vertiefen und zu recherchieren.

Kaum zu toppen waren die Meinungen und gedanklichen Konstrukte, die sich über Social Media Kanäle verbreitet haben. Es kostete viel Kraft und Konzentration, sich nicht mitreißen zu lassen. Position beziehen, sich äußern, widersprechen, argumentieren, eigentlich das gängige Instrumentarium der aufgeklärten menschlichen Kommunikation, birgt das Risiko in sich, tiefe Gräben aufzureißen, Menschen gegen sich aufzubringen und im schlimmsten Fall mit Hass und Drohungen überschüttet zu werden.

Traurige Aktualität bekommt unser Stück durch den tragischen Tod der Allgemeinmedizinerin Lisa Maria Kellermayr. Eine Frau, die einfach im Sinne der Wissenschaft ihren Job gemacht hat. Sie wurde dermaßen mit Hass übersät und war diesem so schutzlos ausgeliefert, dass Suizid der letzte Ausweg war.
„It’s a shame“

Pressestimmen:
Bohemia Wien, Tara Luger, 14.Dezember 2022
(…) Auch wenn sich in den Figuren und ihren Geschichten immer wieder tiefe und tragische Abgründe auftun, wurde am Premierenabend am 7.12. viel gelacht. Das liegt wohl daran, dass die Inszenierung durchaus Humor beweist und es schafft, durch sehr unterhaltsame performative Kniffe das erdrückende Thema aufzulockern.

(…)Die Inszenierung zeichnet ein Bild von Menschen, die in fatales Gedankengut abgedriftet sind, aber lässt offen, wie ein Umgang mit ihnen aussehen könnte. Andererseits: Wer hat schon Lösungen für dieses wachsende Problem? Und ist es die Aufgabe des Theaters, sie vorzulegen? Immerhin ist es eine sehr sehenswerte, unterhaltsame und gleichzeitig betroffen machende Inszenierung, die, wenn auch keine Lösungen, sehr viele Fragen aufwirft.

Plays International & Europe, Ludovico Lucchesi Palli, 11.Jänner 2022
(…) Susanne Draxler has managed to put these three texts together as one play and does so successfully, as the themes are told in three interesting contexts, each one with a different kind of voice.